Bewertung der aktuellen politisch-militärischen Lage, 01.12.2020

 

Bewertung der aktuellen politisch-militärischen Lage, 01.12.2020

In den vergangenen Wochen und Monaten haben die Angriffe der faschistischen türkischen Besatzungstruppen auf die befreiten Gebiete Nordostsyriens rasant an Fahrt gewonnen. Angefangen von Afrin und den Widerstandsgebieten von Şehba über die Front von Manbij und Ayn Issa, bis hin nach Til Temir und dem nordöstlich gelegenen Dêrik, intensivierten die türkische Besatzungsarmee und ihre islamistischen Hilfstruppen ihre Angriffe gegen die Zivilbevölkerung und ihre revolutionären Verteidigungskräfte.

Nahezu täglich werden die befreiten Gebiete Afrins und Şehbas, die zur Heimat von Hundertausenden Vertriebenen aus den besetzten Gebieten des Kantons Afrin geworden sind, von türkischem Artilleriebeschuss heimgesucht, und in den Gebieten unter Kontrolle der Besatzungskräfte halten weiter Angst und Schrecken Einzug. Kein Tag vergeht ohne Meldungen weiterer Entführungen und Morde, Raub, Plünderung, Erpressung und Vergewaltigung sind keine Ausnahmen, sondern das Fundament des islamistischen Besatzungsregimes. Getreu der altbekannten NATO-Counter-Insurgency Doktrin vergelten die faschistischen Besatzer jede Partisanenaktion der Befreiungskräfte Afrins, HRE, mit blankem Terror gegen die Zivilbevölkerung und stundenlangem Beschuss der selbstverwalteten Dörfer und Kleinstädte.

Auch weiter östlich, an der Front von Manbij ist insbesondere in den vergangenen Tagen und Wochen eine signifikante Steigerung der Übergriffe zu verzeichnen und so kommt es besonders nach Einbruch der Dunkelheit immer wieder zu Angriffen, bei denen meist Artillerie, aber vereinzelt auch leichte Waffen im direkten Gefecht zum Einsatz kommen. An der Front in Til Temir und nahe der vergangenen Oktober besetzten Stadt Serê Kaniyê‎ hält, nebst einigen vereinzelten Attacken und immer wieder ausbrechenden Kämpfen zwischen den Banden selbst, eine trügerische Ruhe Einzug. Auch wenn die aktiven Gefechte sich derzeit auf andere Gebiete konzentrieren, haben die Besatzer neue Truppen zur Verstärkung ihrer Fronten mobilisiert und mit dem Ausbau ihrer Befestigungsanlagen begonnen. Das Gebiet östlich von Qamişlo bis hin zur Stadt Dêrik wurde in den vergangenen Monaten Zeuge einer bisher nicht dagewesenen Aktivität türkischer Aufklärungs- und Kampfdrohnen und zuletzt verloren zwei Zivilisten, die mit ihrem Auto im Nordosten der Stadt Dêrik unterwegs waren, bei einem türkischen Luftschlag ihr Leben.

Die Kollaborateure der südkurdischen KDP setzen ihre provokativen Aktionen entlang der syrisch-irakischen Grenze weiter fort und verschieben weiterhin Truppen und schwere Waffen in ihre über 40 neu-errichteten Militärstützpunkte an der Grenze zu Rojava.

Auch im besetzten Nordkurdistan sind Bewegungen der türkischen Besatzungsarmee zu beobachten und sowohl reguläre türkische Einheiten als auch Söldner und islamistische Banden bringen sich im Dreiländereck Irak-Türkei-Syrien in Stellung. Unklar ist dabei, ob die Truppen für eine Ausweitung der Besatzungsoperationen in Südkurdistan oder aber in Vorbereitung für einen Überfall auf die Grenzstädte östlich von Qamişlo, gesammelt werden.

Die Vorbereitungen laufen an allen Fronten im Norden Syriens auf Hochtouren und lassen keinen Zweifel an den kriegerischen Absichten der Besatzer. Insbesondere seit Oktober ist aber vor allem an den Frontabschnitten nahe der besetzten Stadt Girê Spî eine erhöhte Aktivität der feindlichen Truppen zu beobachten. Die Umgebung und das Zentrum der Frontstadt Ayn Issa, nördlich von Raqqa befindet sich schon seit Tagen unter dem ununterbrochenem Bombardement der türkischen Artillerie und am Boden versuchen Infiltrationstrupps der islamistischen Banden, unter dem Kommando erfahrener Veteranen des Islamischen Staates, die Verteidigungslinien zu durchbrechen und in den Stadtkern vorzustoßen. Türkische Drohnen und Aufklärungsflugzeuge kreisen nahezu pausenlos über den Kampfgebieten und versuchen die Stellungen des Widerstands ausfindig zu machen. Die türkischen Invasoren ziehen Haubitzen, Raketenwerfer und andere schwere Waffen in den Dörfern kurz hinter der Frontlinie zusammen und im Norden der Stadt Ayn Issa, der offiziellen Hauptstadt der Autonomen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens, rotten sich die islamistischen Söldner der selbsternannten Nationalen Armee Syriens in Vorbereitung neuer Überfälle, zusammen. Angesichts der schon seit Monaten andauernden Vorbereitungen und Befestigungsarbeiten in den besetzten Gebieten, der neuerlichen hohen Truppenkonzentration entlang der Kontaktlinien und dem wahllosen Bombardement ziviler Siedlungsgebiete, muss davon ausgegangen werden, dass Ayn Issa in naher Zukunft zum Ziel eines weiteren Besatzungsangriffes werden wird, wie auch die Generalkommandantur der Demokratischen Kräfte Syriens, QSD, in ihrer letzten Stellungnahme zu den Geschehnissen im Norden Raqqas, warnend feststellte. Mit zermürbendem Bombenterror und permamenten Überfällen auf ZivilistInnen in der Umgebung der Stadt und der Internationalen Autobahn M4 versuchen die türkischen Faschisten und ihre Kollaborateure den Widerstandswillen des Volks von Ayn Issa zu brechen, die Menschen zu verängstigen und zur Flucht zu zwingen. Vergangene Woche scheiterte der letzte größere Angriff der Besatzungstruppen, am Widerstand der Verteidiger Ayn Issas. In den in der Nacht auf den 24. November ausgebrochenen und bis zum Abend des nächsten Tages andauernden Gefechte, gelang es den Kräften der Revolution mindestens 18 Besatzer zu töten. Der Vorstoß wurde gebrochen und den Aggressoren blieb keine andere Wahl als sich hinter ihre Frontlinien zurückzuziehen. Mit mehreren Tausend abgefeuerten Mörsern, Artilleriegranaten und Raketen einzig und allein in den vergangenen Tagen soll die Widerstandskraft der Demokratischen Kräfte Syriens geschwächt, Widerstandskämpfer und Bevölkerung demoralisiert und damit ein erneuter Überfall erleichtert werden.

Angesichts der gegebenen Kriegslage und den tagtäglich weiter eskalierenden Angriffen von einem intakten Waffenstillstand zu sprechen, könnte zynischer nicht sein. Während tagtäglich Bomben auf die befreiten Gebiete regnen und die türkischen Faschisten nur auf eine günstige Gelegenheit für einen weiteren Großangriff auf die Revolution warten, stehen die imperialistischen so genannten “Garantiemächte” nur untätig daneben und legitimieren mit ihrer Lüge vom hochgelobten Waffenstillstand nichts weiter als die türkische Besatzungspolitik. Diese blutige Inszenierung verfolgte niemals einen anderen Zweck als den Status der besetzten Gebiete in Stein zu meißeln und die türkische Souveränität über die geraubten Teile Syriens zu verfestigen.

Anders als von vielen weithin angenommen, hängt die Zunahme der türkischen Übergriffe nicht maßgeblich vom Ergebnis der US-amerikanischen Wahlen, sondern ist vor allem mit den regionalen Entwicklungen, den neuentstandenden Kräftegleichgewichten sowie der innenpolitischen Situation der Türkei und der Lage des Regimes, zu erklären. Nachdem der armenische Präsident, Pashinyan, am 10. November, unter Druck des russischen Regimes und konfrontiert mit der verheerenden Lage auf dem Schlachtfeld, die de facto Kapitulation aller armenischen Kräfte in Nagorno-Karabakh verkündete, fanden die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den türkisch-azerbaidschanischen Besatzungskräften und der Verteidigungsarmee Artsakhs ein abruptes Ende. Nach über 40 Tagen heftiger Gefechte mussten sich die armenischen Verteidiger der Übermacht der türkisch-azerbaidschanischen Besatzungskoalition beugen. Auch wenn die türkischen Streitkräfte offiziell keine Rolle auf dem Schlachtfeld spielten und beide Staaten eine türkische Intervention vehement bestritten, gibt es tatsächlich aber keinen Zweifel daran, dass die Hauptkraft und das Gehirn hinter der azerbaidschanischen Offensive, niemand geringeres als das AKP-MHP Regime selbst war. Vom ersten Tag an, ließen die Vertreter des Palastregimes keine Gelegenheit aus, um ihre Unterstützung für Diktator Aliyev und sein Verbrecherregime zu bekunden und das türkische Verteidigungsministerium berichtete tagtäglich von den Fortschritten der azerbaidschanischen Truppen. Wenn von den azerbaidschanischen Truppen die Rede war, so sprach man unverpöhnt von “unseren türkischen Soldaten” und ging sogar soweit in der Berichterstattung über zivile Verluste auf azerbaidschanischer Seite von “unseren Staatsbürgern” zu sprechen. Die Parole “Zwei Staaten eine Nation” säumte die Straßen Azerbaidschans und der Türkei und die azerbaidschanischen Truppen zogen offen mit der Flagge der türkischen Republik ins Feld. Die Fernsehkanäle der türkischen Regimepropaganda berichteten im Minutentakt über die Erfolge der “azerbaidschanischen türkischen Brüder” in der “Verteidigung des Vaterlands” und die Bilder von Soldaten, die den Kameramann mit dem “Wolfsgruß”, dem Erkennungszeichen türkischer Faschisten, begrüßten, flimmerten über die Bildschirme.

Für das AKP-MHP Regime, das für seine expansionistsichen Bestrebungen in Syrien, dem Irak, Libyen und anderen Gebieten des Mittleren Ostens bis dato verstärkt auf eine neoosmanische Propaganda gesetzt hatte, ist der Krieg gegen die Republik Artsakh zu einem regelrechten Testlauf für den “Turanismus” geworden. Turanismus ist der Name für die pantürkische Großmachtsphantasie der Errichtung eines mythologischen Reiches, dass alle Türkvölker von Zentralasien bis in den Mittleren Osten unter einem Staat vereint. Dieser faschistischen Ideologie, die von der Überlegenheit der türkischen Rasse ausgeht, hingen nicht nur die Vordenker des türkischen Nationalstaates, die Führer des Komitees für Einheit und Fortschritt (Ittihad ve Terraki), an, sondern es ist auch die offizielle Ideologie der türkischen Regimepartei MHP. Auch unter den Anhängern des azerbaidschanischen Regimes findet der Turanismus weite Verbreitung. Wirft man einen Blick auf die Landkarte, so wird man schnell erkennen, dass die Ausschaltung der armenischen Autonomie einen entscheidenden Schritt zur territorialen Vereinigung beider Türkstaaten, darstellt. Der entscheidendende Faktor, der das Kriegsgeschehen zu Gunsten der turanistischen Koalitionstruppen wendete, war auch in Nagorno-Karabakh die türkische Luftunterstützung. Für die armenischen Verbände kam der Tod aus der Luft. Die größten Verluste erlitten die armenischen Truppen durch die Schläge der türkischen Bayraktar TB 2 Drohnen. Darüberhinaus wurden die türksich-azerbaidschanischen Truppen auf dem Boden unterstützt durch zahlreiche islamistische Söldner, die das türkische Regime aus den besetzten Gebieten in Syrien und Libyen, als Kanonenfutter, an die Fronten von Nagorno-Karabakh verlegte.

Auch wenn nach dem Rückzug der armenischen Truppen, dem Massenexodus der armenischen Bevölkerung Artsakhs, und der unter russischer Aufsicht stattfindenden Übergabe der Gebiete an die azerbaidschanischen Besatzungstruppen weiterhin unklar ist, ob und in welcher Form die türkische Armee eine offizielle Präsenz in den besetzten Gebieten haben wird, ist der Ausgang des Krieges ein Sieg für den türkischen Faschismus und geradezu ein Geschenk für das Regime. Mit oder ohne offizieller Präsenz: türkische Armee und Geheimdienst sind auf dem Boden aktiv und koordinierten aktiv das Kriegsgeschehen, tausende islamistische Mörderbanden sichern dem Regime Einfluss und Kontrolle, und der Plan der Eröffnung eines Korridors zwischen der Türkei, der azerbaidschanischen Autonomieregion Nachivan, und Azerbaidschan im Rahmen des Abkommens, sind große Schritte nach vorne im strategischen Expansionsprojekt des türkischen Faschismus. Das Regime, das die Köpfe und Herzen der Menschen mit ihrer faschistischen Propaganda vergiftet, konnte mit der Mobilsierung des Turanismus seine Stellung im Inland stabilisieren und Erdogan ließ sich als “Eroberer Karabakhs” feiern. Der Krieg in Nagorno-Karabakh sollte auch den Letzten ein für alle Mal klar gemacht haben, dass es dem Regime in Ankara weder um die Sicherung der eigenen Grenzen noch um den Kampf gegen den Terrorismus, sondern nur um die Realisierung des eigenen expansionistischen Großmachtsprojekt, geht.

Wer immer noch behauptet, der Grund der türkischen Besatzungsoperationen im Norden Syriens und im Norden des Iraks, sei einzig und allein die angebliche oder tatsächliche Präsenz von Kräften der Arbeiterpartei Kurdistans und anderer revolutionären Kräfte, der übernimmt blind den türkischen Narrativ und legitimiert Besatzungspolitik des Regimes. So tun es allen voran die mit dem Faschismus kollaborierenden Kräfte der südkurdischen KDP, wenn sie die Volksverteidigungskräfte Kurdistans und nicht die türkischen Besatzer zu einem Rückzug aus Südkurdistan auffordern. Die vergangenen Monate haben vor allem auch eine weitere Zuspitzung der Konfrontation zwischen den revolutionären Kräften und den Faschisten im Süden Kurdistans gesehen. Ohne Unterbrechung haben Verbände der so genannten “Demokratischen Partei Kurdistans”, KDP, die unter der Führung der Familie Barzani, die Autonomiegebiete Südkurdistans diktatorisch und mit eiserner Hand regiert, Truppen und schwere Waffen in die Rückzugsgebiete der Guerilla in den Bergen, verlegt. Barzanis KDP, welche das eigene Volk in Armut darben lässt, während sie die Reichtümer des Landes an die türkischen Besatzer verscherbelt, macht keinen Hehl aus ihrer offenen Kollaboration mit dem faschistische Regime und bereitet sich propagandistisch als auch militärisch darauf vor, auf Seiten der Besatzer gegen die Kräfte der Freiheitsbewegung zu kämpfen.

Den Guerrillakämpfern, die 2014 in Mexmur, Kerkuk, vor Hewler und in Şengal, unter großen Opfern, die Autonomiegebiete Südkurdistans gegen den Vormarsch des islamischen Staates verteidigten, wird vorgeworfen die Souveränität der Autonomieregion in Frage zu stellen und sie werden als “Besatzer” verunglimpft, während die Familie Barzani, sich in Ankara prunkvoll empfangen lässt. Während in zahlreichen Gebieten Südkurdistans, von Heftanin bis nach Xakurke, der Kampf der Guerilla gegen die Besatzer andauert, rücken die Truppen der KDP in Koordination mit der türkischen Armeeführung und unter der Deckung der türkischen Luftstreitkräfte in die Guerillagebiete vor. Sie errichten Stützpunkte und Kontrollposten, um die Bewegungsfreiheit der Guerillaeinheiten einzuschränken und versorgen den türkischen Geheimdienst mit Koordinaten und Informationen über die Stellungen der Guerilla. Trotz aller Aufrufe und Vermittlungsgesuche verschiedenster kurdischer politischer Kräfte setzt die KDP ihre aggressive und provokative Politik weiter fort, und bezieht damit klare Stellung auf der Seite der Besatzer. Es ist einzig und allein der bedachten und lösungsorientieren Annäherung der PKK zu verdanken, dass es bis dato zu keiner größeren Eskalation kommen konnte, doch die Situation ist angespannt und kann jeden Moment in eine bewaffnete Auseinandersetzung umschlagen. Klar ist schon jetzt, dass die Maßnahmen gegen die Guerilla, einzig und allein der Schwächung des Widerstandes dienen und der türkischen Armee den Weg in weitere Gebiete Südkurdistans eröffnen soll.

Als ebenso kritisch muss die Lage in den selbstverwalteten Gebieten Şengals bewertet werden. Dort haben mit dem 27. November die irakische Armee, die KDP und ihre Vebündeten mit der Umsetzung des am 9. Oktober 2020 geschlossenen Abkommen zwischen Hewler und Bagdad begonnen. Das Abkommen sieht vor, Şengal von der Präsenz sämtlicher Milizen, – gemeint sind die jesidischen Selbstverteidigungskräfte, YBŞ, und die Frauenkräfte, YJÊ, sowie Gruppen der so genannten Volksmobilisierungskräfte – zu “säubern”, eine bezahlte Söldnertruppe zu erschaffen und anstelle des Demokratischen Autonomierates von Şengal ein Marionettenregime zu installieren. Die Verteidiger des jesidischen Volkes und Befreier Şengals sollen, erneut den Truppen weichen, die den Menschen Şengals 2014 in den Rücken fielen und sie schutzlos den Mörderbanden des Islamischen Staates überlassen haben. Das Abkommen, in welchem auch die Türkei im Hintergrund aktiv beteiligt ist, wurde über die Sommermonate hinweg unter Schirmherrschaft und Vermittlung der US-amerikanischen Imperialisten entwickelt, die hoffen, in der Zerschlagung der Volksmacht von Şengal eine Blaupause für eine Allianz zwischen dem türkischen Faschismus, der irakischen Zentralregierung und der KDP, zum gemeinsamen Kampf gegen die Freiheitsbewegung in anderen Teilen des Iraks, zu sehen. Um den Plan in die Tat umzusetzen, haben die irakischen Verbände über zehntausend Truppen der Armee und der föderalen Polizei mobilisiert und wollen in den kommenden Tagen, beginnend mit dem Abhängen der Fahnen der Selbstverwaltung und der geplanten Entwaffnung der Selbstverteidigungskräfte, mit der Auflösung der Selbstverwaltung anfangen. Das Volk von Şengal und seine Selbstverwaltungsstrukturen kündigten entschlossenen Widerstand gegen jede Maßnahme, die den Willen des jesidischen Volkes übergeht und mit Füßen tritt, an. Sechs Jahre lebten die Jesiden im und um das Şengalgebirge unter eigener Demokratischer Selbstverwaltung, lernten sich zu verteidigen und schufen ihre eigene Verteidigungsarmee. Auch wenn der weitere Verlauf der Situation offen bleibt, bleibt eines aber allenfalls klar, keine Macht der Welt kann die Erfahrung der Freiheit der vergangenen sechs Jahre einfach so auslöschen und zu Nichte machen. Wer auch immer den Willen des Volks von Êzidxan zu brechen sucht, muss mit Widerstand rechnen.

Die Geschehnisse im Şengal Gebirge, den Bergen Südkurdistans und auch in Rojava bilden eine Einheit. Sie sind Teil ein und desselben Vernichtungskonzeptes gegen die Revolution in allen vier Teilen Kurdistans und dem Mittleren Osten und müssen als solches beantwortet werden. Zwar begegnen uns auf dem Schlachtfeld der türkische Staat und seine Verbündeten als direkte Kontrahenten, doch die Architekten und führenden Kräfte hinter den dreckigen Plänen, Abkommen und Verschwörungen gegen die revolutionäre Bewegung sind und bleiben dabei allen voran die US-amerikanischen Imperialisten, die NATO und das russische Regime. Der türkische Staat und andere kollaborierende Kräfte werden von ihnen als Druckmittel zur Erpressung der Revolution von Rojava und Nordostsyrien genutzt. Mit der Drohung einer weiteren türkischen Invasion, die gleich einem Damoklesschwert immer über den Köpfen der Menschen Nordostsyriens schwebt, soll der unabhängige Wille der Selbstverwaltung in die Knie gezwungen und die Revolution den Interessen des Imperialismus gefügig gemacht werden. Der türkische Faschismus ist der Hammer, mit welchem sie versuchen, die Revolution zu zermalmen, doch die Hände, die seine Geschicke leiten, sind andernorts zu suchen.

Es ist das Konzept der USA seit Sommer 2015, den Druck auf die revolutionäre Bewegung im Norden Kurdistans und dem Nordirak maximal zu erhöhen, die Revolution als regionalen Faktor zu schwächen, und so die Selbstverwaltung von Rojava in die Ecke zu drängen. In den von den USA geförderten Verhandlungen, um eine kurdische Einheitsfront im Norden Syriens, zwischen der Parteienallianz PYNK (Parteien der Patriotischen Einheit), welche die Selbstverwaltung Nordostsyriens stützen, und dem syrischen Ableger der KDP, ENKS (Nationalrat der Kurden in Syrien), wurde zuletzt ein Aussetzen der Verhandlungen auf unbestimmte Zeit festgelegt. Nachdem die Delegation des ENKS, welcher schon seit den ersten Tagen kein Geheimnis aus seiner offenen Feindschaft zur sozialen Revolution von Rojava macht, unter anderem die Auflösung des Systems der Kopräsidentschaft von Frauen und Männern, eine Abschaffung der muttersprachlichen Bildung zu Gunsten des Lehrplans des syrischen Regimes, sowie eine Übergabe von 50% der Regierungsgewalt aus den Händen des Volkes an die eigene Organisation, forderte, kamen Verhandlungen zum Erliegen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika versuchen schon seit langem ihre Günstlinge, den ENKS, in eine Position der Stärke zu bringen und würden gerne anstelle der Volksmacht von Nord- und Ostsyrien ein Kollaborationsregime nach dem Vorbild der Autonomieregion Kurdistan im Nordirak installieren. Selbstverständlich ist keine dieser Bedingungen, die eine Aufgabe der wichtigsten Errungenschaften der Revolution darstellen würden, in irgendeiner Form akzeptabel. Was mit dem Blut von über 11000 heldenhaften jungen Frauen und Männern erkämpft wurde, steht nicht einfach so zum Verkauf. Die Entwicklungen im Irak, aber auch die verstärkten Angriffe auf Nordostsyrien müssen vor allem als Drohung gegen die revolutionären Kräfte in Syrien verstanden werden. Die Botschaft ist klar, entweder Beugen vor dem Willen des Imperialismus oder sie werden ihren Bluthund, den türkischen Faschismus, von der Leine lassen. Wenn auch verdeckt hinter politischem Schauspiel und einer Diplomatie voll Lügen und Täuschungen; die Menschen Nordostsyriens sollen vor die ‘Wahl’ gestellt werden: Entweder Kapitulation oder Vernichtung.

Deswegen gilt es jeden Angriff gegen die Revolution, ob im Norden Syriens, den Bergen Kurdistans oder den selbstverwalteten Gebieten Şengals gleichsam zu beantworten. Wer versucht die Situation im Norden Syriens getrennt vom gesamten Vernichtungskonzept gegen die revolutionären Kräfte zu betrachten, leistet wenn auch ungewollt, dem Feind die besten Dienste. Ebenso bedeutet unter den gegebenen Umständen auf eine politische oder diplomatische Lösung zu hoffen, einer ihrer vielen Täuschungen und Lügen zu verfallen. Solange der türkische Faschismus nicht zerschlagen ist und die Völker ihrem Wahn kein Ende gesetzt haben, wird der Krieg gegen die Revolution in aller Härte andauern. Die Appeasement-Politik der westlichen Staaten gegenüber dem türkischen Faschismus hat den Weg frei gemacht und den türkischen Imperialismus zu einem starken regionalen Machtfaktor werden lassen. Wer glaubt, dass ihr unstillbarer Drang nach Expansion schon gesättigt wurde, der irrt gewaltig. Nur der revolutionäre Kampf der Völker der Region gemeinsam mit einer organisierten globalen Widerstandsbewegung, vereint in einer Front gegen den Faschismus, wird ihnen Einhalt gebieten können.


Anlässlich ihres 42-jährigen Bestehens und Kampfes bekundete die Arbeiterpartei Kurdistans am Jubiläum der Parteigründung am 27. November ihre Entschlossenheit, das 43. Kampfjahr mit der Zerschlagung des AKP-MHP Regimes zu krönen. Auch wir gratulieren der PKK, der entschlossensten Führungskraft des regionalen revolutionären Kampfes, und allen fortschrittlichen Menschen dieser Welt zum 42. Gründungstag, und erklären als Teil der globalen Widerstandsbewegung gegen den türkischen Faschismus, dass wir unseren Teil zur Zerschlagung dieses barbarischen Regimes leisten werden.

 

Der Faschismus wird zerschlagen werden – die Revolution im Mittleren Osten siegen!

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