Grußbotschaft Abdullah Öcalan’s zum 1. Mai

Grußbotschaft Abdullah Öcalan’s zum 1. Mai

01.05.2024

Vorwort

Seit den 80er Jahren nahm Abdullah Öcalan den internationalen Kampftag der Arbeiterklasse stets zum Anlass, um die Lage der sozialistischen Weltbewegung zu analysieren und Perspektiven für den Kampf für Selbstbestimmung und Sozialismus in Kurdistan und den Mittleren Osten abzuleiten. Nach seiner Verschleppung und Inhaftierung am 15. Februar 1999, waren seine Möglichkeiten sich
der Außenwelt kundzutun, lediglich auf kurze Botschaften die über seine Anwälte die Gefängnismauern überwinden konnten beschränkt. So lies er dennoch keine Gelegenheit aus um sich mit Grußbotschaften anlässlich des Kampftages der werktätigen Frauen dem 8. März, dem kurdischen Neujahrsfest Newroz am 21. März oder aber eben dem 1. Mai an seine Bewegung und die fortschrittliche Öffentlichkeit zu wenden. Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine Großbotschaft Abdullah Öcalans anlässlich der Demonstration zum 1. Mai in Amed (Diyarbakir) im Jahre 2014. Es ist die letzte Botschaft Abdullah Öcalans zum 1. Mai, bevor Abdullah Öcalan im April 2015 einem verschärften Haftregime und der immer noch weiter anhaltenden Totalisolation unterworfen wurde.


Es lebe die Solidarität der Arbeiterklasse und aller Völker!

Der Sozialismus ist notwendiger als je zuvor, doch gleichzeitig ist die Entfernung von der sozialistischen Ideologie und Praxis sowohl Ausdruck der Krise des Sozialismus als auch der des Kapitalismus. Die Krise des Sozialismus beruht nicht auf objektiven Ursachen. Die Krise ist auf subjektive Faktoren zurückzuführen, nämlich auf das Fehlen eines konsistenten Bewusstseins, einer kohärenten Organisation und eines kohärenten Handelns. Zweifelsohne ist die ideologische Hegemonie des Kapitalismus der wichtigste äußere Faktor dabei. Aber entscheidend ist das Fehlen einer sozialistischen Ideologie und Praxis. Statt dessen gibt es einen eklektischen Ansatz und eine eklektische Praxis.


Entweder Gesellschaft oder das Nichts

In dieser Zeit des hegemonialen Finanzkapitalismus richtet sich der Angriff nicht nur gegen die Welt der Arbeit, sondern gegen die gesamte Gesellschaft, ihre Geschichte, Ökologie und Zukunft. Das bedeutet: Sozialismus oder Barbarei, Gesellschaft oder das Nichts. Das Gen des Kapitalismus, das gleich nagenden Ratten in den Tiefen der Geschichte aufgetaucht ist, hat als Krebsgeschwür den gesamten sozialen Körper unserer Zeit befallen. Zweifellos hat auch das Informationsmonopol eine wichtige Rolle dabei gespielt. Für die soziale Befreiung ist es daher unerlässlich, den Informationskrieg in Einheit mit dem Kampf um die moralisch politischeGesellschaft zu führen. Dazu müssen wir den drei Säulen, die das System stützen – Kapitalmonopol, Industrialismus und Nationalstaat – einen Sozialismus entgegensetzen, der auf kommunaler Wirtschaft, ökologischer Industrie und der demokratischen Nation beruht. Mit anderen Worten, müssen wir die Alternative zur kapitalistischen Moderne, durch die demokratischen Moderne erschaffen. Die Mischsysteme des Realsozialismus, der Sozialdemokratie und der nationalen Befreiung sind gescheitert, weil sie im Kampf gegen kapitalistische Moderne nicht über einen einseitigen Entwicklungsökonomismus hinausgekommen sind. Sie verwandelten den Kapitalismus in ein wütendes Ungeheuer. Der Weg zur Rettung ist die demokratische Moderne die sich auf die demokratische Nation, die ökologische Industrie und die kommunale Wirtschaft stützt.


Die Freiheitsbewegung ist wegweisend

Die Region des Mittleren Ostens ist heute das schwächste Glied des hegemonialen Systems. In gewisser Weise findet dort ein Dritter Weltkrieg statt. Kurdistan befindet sich im Zentrum dieser Region. Die Freiheitsbewegung ist dazu in der Lage, den anti-hegemonialen Kampf aller Völker, Nationen und kulturellen Gruppen in dieser Region anzuführen. Die Arbeiter und die Arbeitlosen müssen diesen Kampf mit ihren eigenen ideologischen und praktischen Waffen anführen. Indem sie aus ihrer Geschichte lernen und sich die Geschichte der Völker der Region zu eigen machen, müssen sie die Führungsrolle für die gesamte Gesellschaft, insbessondere für die Bauernschaft und die Vorstädte übernehmen. Indem sie ihre historische Mission auf diese Weise definiert, drückt die PKK entschlossen ihre internationalistische Solidarität mit der Arbeiterklasse der Türkei, allen werktätigen Menschen und den Völkern der Region aus und wird diese Solidarität mit ihrer Praxis ausfüllen.

Es lebe die Solidarität der Arbeiterklasse und aller Völker!
Nieder mit der kapitalistischen Hegemonie!

Abdullah Öcalan
Typ F Gefängnis Imrali


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